Auszug aus Faccani 2009 Abgegangene Bauten, 8-9:
"II Strohhof
Eigentümerin der heutigen Parzelle: Einwohnergemeinde Schaffhausen
BK-Nr.: 404 ½
GB-Nr.:
1 Grundlagen
Die Liegenschaft Zum Strohhof, von dem bei den Recherchen keine historische Darstellungen bekannt geworden sind, befand sich in der westlichen Zeile der Safrangasse, zwischen den Häusern Eckstein und Weltkugel (Abb. 1, 2). 1863 liess die Stadt Schaffhausen den Strohhof abbrechen.
Wann der Hausname Strohhof erstmals zu fassen ist, bleibt vorerst offen. In den Brandkatasterbüchern des Stadtarchives erscheint die Liegenschaft bereits 1817 unter dem Namen Strohhof.
Die in Staats- und Stadtarchiv eingesehenen Schriftquellen liefern das Abbruchdatum des Strohhofes: 1863. Der Keller des Strohhofes wurde damals ganz mit Abbruchmaterial des Hauses aufgefüllt.[1] Sonst sind keine Hinweise auf die Baugeschichte des Strohhofes zutage getreten. Den Brandkatasterverzeichnissen ist zu entnehmen, dass der Liegenschaft ein Wohnhaus, ein Stall mit Heuschober (namengebend?) und ein Magazin angehörten.
Die bekannten Besitzer sind im Folgenden nach den Brandkataster-Verzeichnissen im Stadtarchiv zusammengestellt:
1817: Hauptmann Franz von Mandach.
1838: Einwohnergemeinde Schaffhausen.
2 Baubeschreibung
Da Abbildungen oder Pläne des Strohhofes fehlen, ist eine Baubeschreibung nicht möglich. Einzig der Aussengrundriss des Gebäudes ist bekannt. Auf dem 1820 entstandenen Stadtplan von Peyer (Abb. 2) ist der Strohhof als rechteckiges Gebäude eingetragen, dessen Schmalseiten zur Safrangasse bzw. zum Innenhof gewendet waren. Die Breite des Gebäudes entsprach etwa der N-S-Ausdehnung der Weltkugel, während es in der Tiefe die gesamte Fläche zwischen Safrangasse und ehemaligem Klosterkreuzgang zu belegen schien.
Auf dem Peyerplan ist sichtbar, dass der Strohhof im Norden an Weltkugel und Grossen Winkel satt anschloss (Abb. 2). Damit stimmt überein, dass die Weltkugel auf dieser Seite keine Fenster aufweist und die Fenster des Grossen Winkels auf dieser Seite bis auf eines (gotisch?) aus der Zeit nach 1863 stammen dürften. Dagegen war der Strohhof im Süden vom Eckstein durch einen schmalen Spalt (Ehgraben?) getrennt.
3 Baugeschichte – Fakten und Hypothesen
Im Strohhof dürften – wie auch in den anderen Gebäuden des Barfüsser- / Stadthausareals – Elemente des Klosters erhalten gewesen sein. Zu erwarten wäre der südliche Teil des Kreuzgang-Ostflügels und daran anstossende Räume im Osten.
Unbestimmte Zeit nach der Veräusserung der meisten Gebäude des Franziskanerklosters um die Mitte des 16. Jahrhunderts wurden auch die Klostergebäude auf der Parzelle des Strohhofes umgenutzt und den neuen Bedürfnissen angepasst. Ob die Unterkellerung des Gebäudes bzw. eines Teils des Gebäudes erst nach der Reformation erfolgte oder noch klosterzeitlich zu datieren ist, bleibt offen. Ebenso unbekannt ist, ob der Strohhof erst nach dem Bau der Weltkugel im 17. Jahrhundert(?) auf deren Gassenflucht nach Osten erweitert wurde oder ob dies bereits früher geschah. Auch über die Gründe, welche die Stadt zum Abbruch des Strohhofes bewogen, wissen wir nichts.
4 Archäologie bei künftigen Baumassnahmen
Wie bei der Parzelle zwischen Stadthaus und Haus Zum Eckstein gilt hier die gleiche Maxime: bei künftigen Baumassnahmen müssen die Archäologen unbedingt vorgängig Sondierungen oder flächige Grabungen durchführen können. An dieser Stelle sind Reste von klosterzeitlichen Konventbauten und mittelalterlichem Friedhof zu erwarten, daneben dürften neuzeitliche Baumassnahmen nachzuweisen sein, die im Zusammenhang mit dem Strohhof stehen."
[1] StaatsA SH, Schaffhausen, Nachlass Frauenfelder, VI/3, Faszikel Strohhof.