Auszug aus Faccani 2009 Krummgasse 8, 22-24:
"V Zusammenfassung / Würdigung
1 Bedeutung des Gebäudes
Zusammen mit der Liegenschaft Krummgasse 10 bildet das Haus Zum Goldenen Apfel heute von aussen eine optische Einheit. In der Tat waren die beiden Häuser in der östliche Zeile der Krummgasse aber nie miteinander verbunden. In der Krummgasse kommt den beiden Gebäuden eine besondere Bedeutung zu, sind es doch die beiden einzigen Bauten in der Krummgasse – gemeint sind beide Zeilen –, die noch das 16. Jahrhundert spiegeln.
Das dreiteilige Ensemble des Hauses Zum Goldenen Apfel besteht aus Vorderhaus an der Krummgasse, Hinterhaus und zwischenliegendem kleinen Hof. Der Goldene Apfel ist ein Gebäude, dessen Grundrissdisposition in den Grundzügen seit dem 16. Jahrhundert, als es als Teil des West-Traktes des Barfüsserklosters entstand, nicht mehr verändert worden sein dürfte. Aber es sind nur noch vereinzelte Zeugen des 16. Jahrhunderts sichtbar, darunter im Erdgeschoss vorzüglich erhaltenen Teile des spätgotischen Klosterkreuzganges.
Dies geht darauf zurück, dass das Innere durch die barocken Umbauten sehr stark geprägt ist. Diese Umbauten geben dem heutigen Gebäude seine Einmaligkeit, die durch die seit dem 18. Jahrhundert weitgehend unterbliebene Veränderung verstärkt wird. Besonders hervorzuheben ist der damals mit Lauben ausgebaute Innenhof von einzigartiger Erhaltung. Die Brüstung mit den aufwendig gestalteten Balustern, aber auch Butzenscheiben und weitere Details (u.a. Türen mit Beschlägen) sind hier besonders hervorzuheben. Ob dem exzeptionell konservierten Hof darf aber das Innere nicht übersehen werden. Die Raumausstattungen der Obergeschosse von Vorder- und Hinterhaus sind weitgehend im Zustand des frühen 19. Jahrhunderts erhalten, die verwinkelten Treppen haben die barocken Balustergeländer behalten.
2 Gedanken über eine mögliche Umnutzung und Hinweise auf nötige Eingriffe
Der vorzügliche Erhaltungszustand der barocken Ausstattung engt die Möglichkeiten für Veränderungen in diesem Haus sehr stark ein. Er gibt Raumaufteilungen vor, die kaum aufgehoben werden sollten. Trotzdem kann zumindest im Erdgeschoss nicht um Eingriffe herumgegangen werden: Die Fachwerk-Binnenmauer zwischen Raum 1.07 und 1.08 muss saniert werden, denn sie droht umzukippen, da sie sich massiv gesenkt hat und Ständerzapfen bereits aus dem Deckenbalken gerutscht sind. Ob sie zu entfernt werden dürfte, müssen Statiker entscheiden. Beim Entfernen entstünde ohne gleichzeitiges Absenken des Bodens in Raum 1.07 ein langer Raum mit zwei unterschiedlichen Niveaus. Weiter könnten hier im Erdgeschoss die Kreuzgangfenster in Raum 1.08 geöffnet werden – dieser Raum ist sonst blind.
Es sollte desweiteren für das erste Obergeschoss überdacht werden, ob die Nutzung des gassenseitigen Hauptraumes als Atelier für graphische Arbeiten mit schweren Druckermaschinen wirklich die richtige Nutzung darstellt: das Gewicht der Maschinen ist mit der Tragfähigkeit der Holzkonstruktion der Böden wohl kaum auf längere Dauer zu vereinbaren.
3 Bemerkungen zu Archäologie, Bauforschung und Dendrochronologie
Archäologie
Bodeneingriffe müssen archäologisch begleitet werden. Beim Kellerraum 0.01 des Vorderhauses dürfte zwar der gewachsene Boden bereits erreicht sein, was aber zuerst noch nachgewiesen werden muss. Hof 1.05 und Hinterhaus (Räume 1.07, 1.08) sind nicht unterkellert. Dem entsprechend müssen jeglichen Bodeneingriffen archäologische Abklärungen vorausgehen. In Anbetracht der kleinen Raumflächen darf hier die Bodenforschung nicht auf kleine Sondierungen beschränkt bleiben, sondern es sollte nach Möglichkeit bei gegebener Notwendigkeit die gesamte Raumfläche ergraben werden. Mögliche Resultate dürften vorab die Geschichte des Barfüsserklosters betreffen.
Bauforschung
Eingriffe am aufgehenden Mauerwerk müssen archäologisch begleitet werden. Es stellen sich vor allem Fragen im Gebiet des Hinterhauses und des Hofes:
- Räume 1.07, 1.08, 2.14/2.15: War der Kreuzgang überwölbt?
- Raum 2.14/2.15: Stand auf dem Kreuzgang bereits ein klosterzeitliches Obergeschoss?
- Wie waren die Geschosse untereinander verbunden?
- Wie nahmen die Geschosshöhen von Vorder- und Hinterhaus zur Zeit des Klosters aufeinander Bezug?
Dendrochronologie
Der originale liegende Dachstuhl wurde bereits dendrochronologisch analysiert.[1] An folgenden Stellen könnten weitere Holzproben für eine dendrochronologische Altersbestimmung entnommen werden:
- Erstes Obergeschoss: Korridor 2.09 bzw. Küche 2.12: West-Pfosten der Tür und vermutetes Sattelholz in Raum 2.09.
- Zweites Obergeschoss, gassenseitiges Zimmer 3.19: Bohlenwand im Süden. Sie stammt vielleicht noch aus dem 16. Jahrhundert.
- Dachgeschoss: barocke Veränderungen auf der Ostseite des Vorderhauses."
[1] Laboratoire Romand de Dendrochronologie, Moudon, Bericht Nr. LRD 96/R4175T. Bericht im Archiv der Städtischen Denkmalpflege Schaffhausen.